Mit dem „Schöneberger Forum“ bieten unsere Kollegen vom Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) einmal jährlich in Berlin ein offenes Diskussionsforum für die Fortentwicklung des öffentlichen Dienstrechts. Alle Teilnehmer haben dabei Gelegenheit, mit namhaften Vertretern aus Politik, Wissenschaft und der Wirtschaft über aktuelle beamtenpolitische Themen zu diskutieren.

In diesem Jahr stand das Forum unter dem Motto „Mitbeteiligt, Mitentschieden, Mitbestimmt: Für gute Arbeit im öffentlichem Dienst„. Am 9. November trafen sich rund 400 Beamte, Personalräte und Gewerkschafter in Berlin, um sich über Beteiligungsmöglichkeiten der Beschäftigten und Personalratsarbeit auszutauschen. In einer Podiumsdiskussion sprach Innen-Staatssekretärin Cornelia Rogall-Grothe mit der stellvertretenden Vorsitzenden des DGB, Ingrid Sehrbrock. Glaubt man der offiziellen Pressemitteilung des BMI, so hat Frau Rogall-Grothe im gut besetzten Saal im Schöneberger Rathaus Erstaunliches zum Besten gegeben:

„Der öffentliche Dienst ist ein attraktiver Arbeitgeber – das sage ich aus voller Überzeugung“.

Da scheint wohl eher der Wunsch Vater des Gedankens gewesen zu sein.

Das Gespräch auf dem Podium wurde bestimmt durch die Frage, „wie der öffentliche Dienst zukünftige Herausforderungen“ angehen kann. Der demographische Wandel zumindest scheint endlich in den Köpfen angekommen zu sein; die einsetzende Pensionierungswelle ebenfalls. Aber jetzt kommts:

Hinzu kommt eine Haushaltsituation, die wenig Spielräume lässt. Die im Grundgesetz verankerte
Schuldengrenze markiert den Rahmen, in dem sich Personalpolitik bewegen kann. Bis zum Jahr 2014
müssen zusätzlich mehr als 10.000 Stellen in der Bundesverwaltung abgebaut werden. Gleichzeitig
muss der hohe Qualitätsstandard der Arbeit gewährleistet bleiben. „Wir müssen gemeinsam aus dieser Situation das Beste machen und Stell­schrauben identifizieren, an denen wir drehen können“, sagte Rogall-Grothe.

Da ist es wieder: Wenn der Öffentlichen Hand Geld fehlt („Herausforderung“), wird geradezu reflexartig bei Beamten und Beschäftigten nach Ein­sparmöglich­keiten („Stellschrauben“) gesucht. Was ist eigentlich aus den anderen Haushaltstiteln geworden? Wieviele Millionengräber-­Projekte werden aus Prestigegründen weitergeführt?

Und wie stellt sich der Dienstherr vor, dass eine personell ausgelaugte und unter Überalterung leidende Verwaltung künftig einen „hohen Qualitätsstandard“ gewährleistet?

Neben der Aufrechterhaltung der Qualifikation älterer Beschäftigter, einem guten Gesundheits­management und der Rekrutierung qualifizierter Nachwuchskräfte zählten hierzu auch die Vereinfachung von Verfahren und der intelligente Einsatz von Informationstechnologie. Wichtig sei
auch eine professionelle Personalbetreuung und die die Stärkung von Führungskompetenzen, damit
Mitarbeiter weder überfordert noch unterfordert sind.

Und wie soll der Öffentliche Dienst an qualifiziertes Personal kommen, wenn schon in der freien Wirtschaft künftig darum gerungen wird? Lassen wir die Staatssekretärin nochmals zu Wort kommen:

„Wenn die Kollegen nach außen ausstrahlen, dass sie Spaß an der Arbeit haben, motivieren sie auch andere. Diese Ausstrahlung erreicht man aber nur, wenn die Mitarbeiter wertgeschätzt werden“

Liebe Dienstherren: Dann fangen Sie doch bitte endlich an, uns und unsere Arbeit wertzuschätzen. Vielleicht strahlen wir dann ja auch Mal wieder.